Texthaus trifft Franken in der Nürnberger Innenstadt
Nach fast anderthalb Jahren ging es am 22. April weiter mit der Aktion „Texthaus trifft Nürnberg“, aus der nun „Texthaus trifft Franken“ wird. Abgesehen von dieser Änderung soll alles weitergehen wie bisher: Ich möchte mit interessanten Menschen die Welt ein klein wenig besser kennenlernen und darüber an dieser Stelle berichten. Mit Roland Mietke habe ich einen Begleiter für diese erste „Texthaus trifft Franken“-Tour gefunden, der erstens ganzheitlich denkt und zweitens sehr gern über den Tellerrand hinausblickt. Beides prädestiniert ihn, mir einen Teil Nürnbergs aus seiner Perspektive zu zeigen. Roland Mietke engagiert sich ehrenamtlich in der ZeroWaste-Gruppe von Bluepingu e.V. Da Zero Waste, also die Müllvermeidung in unser aller Alltag, und damit verbundene Umweltfragen seine Herzensthemen sind, begeben wir uns zunächst auf die Spuren politischer Einflussnahme und verschiedener Aktionen, die wichtigen Umweltzielen gewidmet sind oder waren.
Zero Waste Nürnberg
Wir treffen uns vor der Polizeiwache am Rathaus, plauschen noch mit Markus Fettke von USP24, mit dem ich zuvor eine Besprechung hatte, und starten dann in Richtung Rathaus. Wir tauschen uns ein wenig über „Texthaus trifft Franken“ und über GreenDesigNow! aus. Das ist Roland Mietkes Nachhaltigkeitsmanufaktur, die Unternehmen rund um nachhaltige und ökologische Kommunikation und Entwicklung berät. Derweil geht’s erst am alten, dann am neuen Rathaus vorbei. Damit einher geht unser Themenwechsel zur Politik. Roland Mietke: „Mit Zero Waste Nürnberg möchten wir Einfluss auf die Umweltpolitik nehmen. Es gibt gute Kontakte zum Stadtrat, zu Verwaltung und Politik, aber wir haben noch viel zu tun.“
Falafel ohne Alufolie
Was mir – vom Ziel der Müllvermeidung einmal abgesehen – besonders gut gefällt, ist die Niederschwelligkeit der Aktionen. In der gab es zum Beispiel eine Schnitzeljagd mit 7 Stationen, an der die Bürgerinnen und Bürger viel über die Umwelt und insbesondere über Zero Waste erfahren konnten. Das Ziel ist immer, möglichst viele Menschen einzubinden und Möglichkeiten aufzuzeigen, aktiv in die Müllvermeidung einzusteigen. Kurzum: Jeder kann mitmachen und auch ein Zero Waste Held werden. Ein Beispiel dafür sehe und erlebe ich auf dem Hauptmarkt, wo Roland Mietke mich auf den Falafelstand Green Palmyra aufmerksam macht, der schon seit mehr als 5 Jahren als Zero Waste Held erkennbar war und nun wieder mit einem Helden-Aufkleber versorgt werden soll: Falafel können nämlich auch – ohne Papier und Alufolie – in wieder verwendbaren Verpackungen verkauft werden.
Clean-Up und Pocket Park
Auf unserem weiteren Weg in Richtung Lorenzkirche pustet uns der Wind um die Nase. Unser Ziel ist eine Baumscheibe mit einer Bank in der Nähe des Lorenzer Ladens. Unter einem Gitterrost liegen jede Menge Kippen. Roland Mietke erzählt von einem Clean-Up, bei den über 30 Menschen Kippen und Stummel gesammelt haben. Das war sehr zeitintensiv, doch erfolgreich. Denn es wurde nicht nur sehr viel gesammelt, sondern die Gruppe kam auch mit einigen Interessierten ins Gespräch, die für das Thema sensibilisiert werden konnten. Weiter ging es durch die Lorenzer Straße und kurz vor dem Marientor links ab in den Marientorgraben bis zur Katharinengasse. Dort gab es wieder etwas Besonderes zu sehen: den Pocket Park Marientorzwinger. Er ist eine kleine grüne Oase, in der man sich entspannen kann und die zudem etwas mehr Grün in die ansonsten stark versiegelte Altstadt bringt.
„Texthaus trifft Franken“ schnuppert Seeluft
Über den Rosa Luxemburg Platz und an der Biberbrücke vorbei ging es Richtung Wöhrder Wiese, wo vor einigen Jahren an 20 Samstagen hintereinander Müllsammelaktionen durchgeführt wurden, was natürlich Aufsehen erregt hat. Doch wir sprechen nicht nur über Aktionen vergangener Jahre. Auch 2024 gab es gegenüber vom Erfahrungsfeld der Sinne wieder viele Infos und Möglichkeiten, sich einzubringen: Der Markt der 17 Ziele gab unterschiedlichen Organisationen Raum, über die 17 Nachhaltigkeitsziele von den Vereinten Nationen zu informieren und Wege aufzuzeigen, auf denen sich auch in Nürnberg jeder für den sozial-ökologischen Wandel einsetzen kann.
Am Wöhrder See
Am Strandhaus kommen wir auf die Nutzung der öffentlichen Flächen rund um den See zu sprechen. Roland Mietke spielte sogar mal mit dem Gedanken, das Strandhaus zu mieten. Diese Idee hat er zwar nicht realisiert, aber die Herausforderungen rundum den See sind ihm natürlich vertraut. Die von den Anwohnenden wohl nicht zu Unrecht befürchtete Lärmbelästigung, der viel und oft auch radikal diskutierte Umgang mit den Wildgänsen und nicht zuletzt Zero Waste am Wöhrder See beschäftigen uns eine Weile, bevor wir wieder in Richtung Altstadt umkehren. Bei einem Kaffee lassen wir den Nachmittag Revue passieren und vertiefen noch die eine und die andere Frage, bevor wir uns nach dieser hochinteressanten Tour am Kreisverkehr in der Lorenzer Straße verabschieden.