Stadtpark
Mit Heidi Freining treffe ich mich zu einer besonderen und besonders grünen Texthaus trifft Nürnberg-Runde im Stadtpark. Heidi wohnt am Stadtpark. So verwundert es nicht, dass sie diese grüne Oase nicht nur sehr schätzt, sondern auch besonders gut kennt. Wir treffen uns am Ausgang der U-Bahn-Station Rennweg. Gleich vor dem mexikanischen Restaurant, in dem wir beide schon ganz unabhängig voneinander gut gegessen haben und das Heidis erster Anlaufpunkt war, als sie ihre heutige Wohnung besichtigte.
Keine Enchiladas, kein Chili
Aber wir wollen ja jetzt ins Grüne und so verzichten wir für heute auf Enchiladas und Chili. Schon auf dem Weg in den Stadtpark kommen wir an einem Minigärtchen vorbei, denn auch hier werden Baumscheiben liebevoll gepflegt. Ich kann mich dafür ja sehr begeistern! Wir überqueren die Kreuzung, auf der linken Seite steht noch das Gebäude des Bowlingcenters Brunswick, das 2019 – nach 55 sportlichen Jahren – seine Türen für immer schloss. Es soll abgerissen werden. Park Lane heißt der Gebäudekomplex mit 134 Wohnungen, der hier entstehen soll. Man darf gespannt sein, wann die Arbeiten beginnen.
Trommelwirbel
Gegenüber erinnert der Trommelwirbel an schöne Abende und nette Veranstaltungen. Aber nichts bleibt, wie es war: Was wir durch die Scheiben sehen, ist nicht mehr der Trommelwirbel, den ich von früher kenne. Nun gut, allmählich sind wir rum um die Kreuzung. Heidi fragt noch schnell, ob mir der Sinn nach Eis steht. Aber nein, ich habe heute einen strengen Tag. Schon stehen wir vor dem großen Ärztehaus und schlüpfen auch schon beim Aufzug in dem Stadtpark.
Kühles Grün im Stadtpark
Die Luft verändert sich sofort. Wir empfinden es hier gleich als wesentlich kühler. Was für eine Erholung! Große grüne Bäume, gleich rechts eine Rasenfläche, eine Gruppe Senioren, eine Mutter mit Kind, junge Mädchen, dann die weißen Mauern, vor denen ganz unterschiedliche Beete angelegt wurden. Es ist nicht weit zu dem Winkel, in dem Heidi mir die Skulptur Faun und Frosch von Gudrun Kunstmann zeigt, die es in diesem Jahr zu einer durchaus traurigen Berühmtheit gebracht hat. Denn der Faun greift nicht mehr nach dem Frosch, sondern ins Leere. Der Frosch wurde gestohlen! Zu sehen sind nur noch die drei Löcher, in denen einmal seine – mäßig erfolgreiche – Befestigung verankert war. Wir schließen uns dem Kopfschütteln der Senioren an, die inzwischen auch bis hierher spazierten, um den frevelhaften Diebstahl zu begutachten.
Nachtrag: Der Frosch ist wieder da!
Rund um den Stadtparkweiher
Ein Highlight im Nürnberger Stadtpark ist der Stadtparkweiher. Auf dem Weg zum See sehen wir, dass manche Parkbesucherinnen und -besucher dem Stadtpark samt Pflanzen doch ein wenig mehr Achtsamkeit entgegenbringen könnten. Unter einem Baum mit sehr tiefen Ästen ist nur noch festgetretener Boden zu sehen. Nur unter dem großen Ast, unter dem noch nicht einmal Kinder gehen könnten, wachsen die bodenbedeckenden Pflanzen noch. Wir wenden uns lieber den schönen Seiten des Parks zu und gehen weiter in Richtung Weiher. Dort trifft man sich, sitzt oder liegt am Ufer und füttert eben gerade nicht die Enten. Denn das bekommt weder den gefiederten Tieren noch dem See insgesamt. Die Futterreste locken höchstens Ratten an, wie große Schilder dankenswerterweise aufklären. Hoffen wir mal, dass diese Schilder eine gute Wirkung haben! Vorbei geht es an wunderschönen und interessanten Details der Pflanzenwelt und am Schillerdenkmal, das 1909 enthüllt wurde. Der Grundstein wurde schon vier Jahre zuvor, im 100. Todesjahr des Dichters gelegt.
Klingelbeutel und Bimmelbahn
Bevor wir unsere Runde durch den Stadtpark in Richtung Norden fortsetzen, machen wir noch einen schnellen Abstecher über die Bayreuther Straße zur Reformations-Gedächtnis-Kirche Maxfeld. Der mächtige Bau ist auf alle Fälle interessant, wenn auch nicht unbedingt einladend. Die Wiese zwischen Bayreuther Straße und Berliner Platz wird heute kaum genutzt. Nur ein Mann-Hund-Gespann ist hier unterwegs. Der Zweibeiner scheint aber vor allem darauf zu warten, endlich die Hinterlassenschaft seines Hündchens aufräumen zu können. Hundespaß scheint bei den beiden heute nicht angesagt zu sein. Was vielleicht auch besser ist, denn die Straße ist doch recht nah. Übrigens: Die Entscheidung, die Straßenbahn vom Rathenauplatz bis zum Berliner Platz wieder fahren zu lassen und darüber hinaus die Bayreuther Straße zu modernisieren, finde ich super!
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Alte Bäume und ein Hügel voller Rosen
Wir sind doch ein wenig froh, als wir wieder in den Stadtpark eintreten, schlendern am Rosenhügel, an mächtigen Bäumen und schließlich an dem großen Spielplatz vorbei. So gehen wir erst in nördlicher, dann in westlicher Richtung im großen Bogen zur Straße der Kinderrechte. Dort begrüßt uns als Symbol für das Recht auf Gesundheit die große Schildkrötenskulptur, es geht vorbei an der Elternskulptur, an den lustigen Hüpfspielen auf dem Spielweg und an den Gleichheitsfiguren, durch deren Köpfe man sein Gesicht stecken kann. Was wir natürlich sofort ausprobieren. Und dann ist da der Buchstabenbaum, der interessanterweise für das Recht auf Privatsphäre stehen soll. Tagebuch, Handy, Brief, Schlüssel und Schloss sind Symbole dafür, die sich an dem Baum finden. Kinder aus dem Hort Neue Hegelstraße entwickelten außerdem eine eigene Geheimschrift, die ebenfalls dem Schutz der Privatsphäre dient. Im Texthaus ist das ja völlig anders. Der Texthausbaum steht ja eher für Kommunikation und gute Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Darüber ließe sich vermutlich trefflich diskutieren. Doch letztlich sind Buchstaben ja als äußerst flexibel einsetzbare Zeichen erst einmal völlig wertneutral. Wie toll, dass die Kinder ihre ganz eigene Interpretation gefunden haben. Ich mag auch diesen Buchstabenbaum. Am Stamm zeigt Heidi mir dann noch die Zeichen, die zum Beispiel für das Zeilenende oder – Kommakatze Lisbeth wird’s freuen – für ein Komma stehen. Auf alle Fälle wurde dieser Buchstabenbaum sehr hübsch gestaltet. Mir zumindest gefällt er gut!
Neptunbrunnen
Jetzt ist es nicht mehr weit zum Neptunbrunnen. Der im 18. Jahrhundert entstand, eigentlich auf dem Hauptmarkt aufgestellt werden sollte, doch noch davor an Zar Paul I. verkauft wurde, der ihn in seiner Sommerresidenz aufstellen ließ. Ende des 19. Jahrhunderts verhandelte Deutschland mit Russland darüber, den Brunnen zurückzukaufen. Ohne Erfolg. Doch Zar Alexander III. erlaubte, für den Nürnberger Hauptmarkt ein Duplikat anzufertigen. Ludwig Gerngros, er war jüdischen Glaubens, trug die Kosten für den Zweitguss. Darin lag sicher ein, wenn nicht das wesentliche Motiv, den Brunnen während der Zeit des Nationalsozialismus wieder vom Hauptmarkt zu entfernen. 1937 wurde der Neptunbrunnen auf dem damaligen Marienplatz – dem heutigen Willy-Brandt-Platz – wieder aufgebaut. Nach einigen Diskussionen wurde der Brunnen 1962 in dem Stadtpark versetzt. Was die Diskussion über den Standort aber keineswegs beendete.
Vogelhäuschen im Baum
Im Gegensatz zu all den Diskussionen und Standortveränderungen in Brunnensachen signalisiert ein kleines buntes Vogelhäuschen in den Ästen eines großen Baumes eher Beständigkeit. Wer hier einzieht, hat bestimmt einen guten Platz gefunden. Das haben auch Heidi Freining und ihr Mann. Eine Wohnung am Stadtpark ist ja einfach traumhaft. Natur, Tiere, Veranstaltungen, jede Menge Grün, Licht und frische Luft hat man hier immer genug. Und obendrein noch eine Menge Kultur. Wir sind gerade noch rechtzeitig durch den Stadtpark gewandert, um im Rahmen des Foto Festival Nürnberg 2021 eine faszinierende Open Air Ausstellung zu sehen.
Dankeschön!
Vielen Dank, liebe Heidi, dass du dir die Zeit für mich und meine Aktion genommen hast, für die vielen Einblicke und die schönen Gespräche! Es war ein wunderbarer Nachmittag mit dir im Nürnberger Stadtpark!