So habe ich mein Ziel erreicht
In den letzten Monaten wurde ich oft gefragt, wie ich es geschafft habe, so viel Gewicht zu verlieren. Deswegen skizziere ich meinen Weg zum Wunschgewicht an dieser Stelle. Es ist mein Weg. Ich bin davon überzeugt, dass der Weg zum Abnehmen immer ein ganz persönlicher Pfad ist, den jede und jeder selbst finden muss. Deswegen liegt es mir auch sehr am Herzen, mit meiner Beschreibung niemanden zur Nachahmung zu animieren. Mein Weg war gut für mich. Aber du solltest dir unbedingt die Mühe machen, deinen eigenen zu finden.
Den ersten Anstoß, Gewicht zu verlieren, gab mir meine Mutter, die schon lange auf moderates Intervallfasten setzte, um ihr Gewicht zu reduzieren. Inzwischen fastet sie allerdings nur noch, um ihr Gewicht zu halten. Während der Zeit, in der mein Mann pflegebedürftig war, sah ich für mich allerdings keine Chance, ernsthaft abzunehmen. Und nach seinem Tod musste ich mich erst einmal wieder erden, um neue Vorhaben in Angriff zu nehmen. Man muss für sich allein entscheiden, wann der richtige Moment für Veränderungen im Leben gekommen ist. Allerdings bin ich inzwischen der Meinung, dass die meisten Gründe nichts zu verändern, locker aus dem Weg geräumt werden können – wenn man es denn will.
33 Kilogramm sollen weg!
Ich entschied mich, am 8. Mai 2020 meinen ersten Fastentag einzulegen und definierte das Ziel meines Gewichtsverlusts: 33 Kilogramm sollten weg! Der Plan war dann schnell gefasst, da er sich ja schon eine Weile im Verborgenen entwickelt hatte:
- Zwei Fastentage pro Woche: An diesen beiden Tagen nehme ich nur jeweils 500 Kalorien zu mir.
- Ich konsumiere nahezu keine Wurstwaren und kein geräuchertes Fleisch mehr. Auch Räucherfisch sollte es kaum noch geben.
- Es gibt keine fertigen Süßigkeiten mehr, weder konventionell hergestellte noch Bio-Süßwaren.
Zwei 500-Kalorien-Tage pro Woche
Zunächst erschien mir dieser Plan als die größte Herausforderung. Doch das Vorhaben ließ sich erstaunlich gut umsetzen. Erst einmal besorgte ich mir die passenden Kochbücher. Die ersten Fastentage begann ich mit einem Mini-Frühstück und versuchte, mir nach diesen Büchern etwas Schmackhaftes zu kochen. Das gestaltete sich als schwierig. Zum einen fand ich die Rezepte fast alle schlecht. Aus 500 Kalorien zwei Mahlzeiten zuzubereiten, wie ich es vorhatte, ist einfach schwierig. Die erste Modifikation meines Vorhabens war daher, das Frühstück an den Fastentagen komplett wegzulassen.
Modifikation: Weg mit den Büchern
Wenn ich für die verbliebene Mahlzeit Rezepte wähle, in denen relativ hochkalorische Zutaten verarbeitet werden, macht das für mich überhaupt keinen Sinn. Ein Beispiel aus diesen Rezepten: Buchweizen-Bolognese mit Konjak-Nudeln. Eine einfache Tomatensoße oder einfach nur geschmelzte und gut abgeschmeckte Tomaten wären sicher die bessere Wahl gewesen. Aber hochkalorischer Buchweizen? Immer gern, aber doch nicht an Fastentagen!
Eine Sache des Geschmacks
Nach einigen Monaten bin ich außerdem dazu übergegangen, die eine Mahlzeit nach meinen eigenen Vorstellungen zuzubereiten. So habe ich zum Beispiel eine Weile auf Konjak-Nudeln zurückgegriffen. Die haben superwenig Kalorien, können mit Gemüse und Pilzen kombiniert und in unterschiedlichsten Variationen gewürzt werden. Hier ist Sojasoße mit asiatischen Gewürzen willkommen, aber je nach Auswahl des Gemüses können auch Salz, Pfeffer, heimische Kräuter und ein wenig Joghurt eine leckere Alternative sein. Mein Problem war dabei allerdings meine geringe Begeisterung für die Konsistenz der Konjak-Nudeln. Aber die empfinden andere Menschen ganz anders als ich. Ein Versuch lohnt also.
Ich esse an den Fastentagen inzwischen meist 100 bis 150 Gramm Salz- oder Pellkartoffeln und dazu Gemüse der Saison. Im Moment – also im Mai – liebe ich Spargel sehr. Der hat etwa 20 Kalorien auf 100 Gramm. Besser geht es ja gar nicht. Dazu gönne ich mir dann 5 Gramm Butter und bin sehr glücklich. Ihr könnt euch vorstellen, dass meine Spargelportion sich durchaus sehen lassen kann. Zumindest lässt mein Kalorienbudget danach locker noch ein wenig Obst zu. Eine andere Alternative ist auch Magerquark. Ob mit Kräutern gewürzt oder mit dem Saft einer frischen Orange glattgerührt – der ist immer lecker und liefert auch noch Eiweiß.
Sehr akribisch wiegen und rechnen
Und ja, ich weiß, dass jetzt die Frage nach dem Kalorienzählen kommt. Klar, das gehört für mich absolut dazu. Aber es ist halb so wild: Von den für mich relevanten Kalorienmengen je 100 Gramm kenne ich viele auswendig, dazu habe ich einen Spickzettel in der Küche. Mit dem Taschenrechner des Smartphones lassen sich auch krumme Summen zackzack ausrechnen. Die Einzelsummen schreibe ich auf einen Zettel, auf dem dann addiert wird. Ihr könnt beruhigt sein, dass es nicht allzu viel zu addieren gibt, denn auch bei geschickter Auswahl der Nahrungsmittel kommen nicht allzu viele verschiedene Posten zusammen. Ich habe die magische 500er-Grenze übrigens noch nie überschritten.
Obendrein kontrolliere ich die Kalorien ausschließlich an den beiden Fastentagen, an den anderen Tagen esse ich ziemlich entspannt. Zwar nicht alles, aber normale Mengen und das ohne Kalorienzählerei. Trotzdem gingen mir die 500er-Tage nach einem guten Jahr so auf die Nerven, dass ich mich über einige Monate dafür entschied, jede Woche einen Tag mit 500 und einen mit 0 Kalorien einzulegen. Keine Sorge, man verhungert nicht, wenn man mal nichts isst. Allerdings sollte man an diesen Tagen genug trinken. Und das kalorienfrei: Wasser, Tee und Kaffee, jeweils ohne Zucker und ohne Milch. Für mich war der 0-Kalorien-Tag eine tolle Entlastung. Ich koche mit Begeisterung reichhaltig und so fiel es mir über viele Wochen leichter, nichts zu essen als mit reduzierten Möglichkeiten zu kochen.
Das große Frieren
Was letztlich das Ende der 0er-Tage bedeutete, war das Frieren. Schon bald begann ich an den Fastentagen zu frieren, wenn ich nichts oder zu spät aß. Deswegen habe ich vor Kurzem wieder auf zwei 500er-Tage pro Woche umgestellt. Wenn ich abends zeitig esse, kann ich das Frieren meist verhindern.
Ausnahmen?
Na klar, ich bin zwar grundsätzlich konsequent, aber im Urlaub, wenn ich über mehrere Tage Besuch habe oder in der Zeit zwischen den Jahren verzichte ich schon mal auf die Fastentage. Und in der Spargelzeit bestelle ich mir schon mal ein wenig Katenschinken bei einer Räucherei in Schleswig-Holstein. Dann gibt es auch eine Hamburger Gekochte aus dem Aalrauch. Fertig gekaufte Süßwaren esse ich nicht. Sehr selten produziere ich solcherlei Dinge selbst, aber dann verschenke ich das meiste. Weil ich aber nicht ganz auf Süßes verzichten möchte, backe ich Kuchen und Plätzchen. Kuchen friere ich portionsweise ein, so kann ich mich immer mal über ein kleines Stück freuen. Ich verwende übrigens ganz normalen Zucker, davon aber immer weniger. Das empfinde ich als ehrlicher, denn Zucker ist immer Gift – egal in welcher Form er daherkommt.
Wie der Teufel das Weihwasser meide ich aber alle Convenience-Produkte, also fertige oder halbfertige Lebensmittel. Ich möchte keine Produkte essen, die erstens Zusatzstoffe enthalten, bei denen ich nicht weiß, was enthalten ist, oder von denen ich weiß, dass Ungutes enthalten ist. Bei mir wird daher fast alles selbst gemacht. Brot zum Beispiel backe ich konsequent selbst. Das habe ich früher schon gemacht und den Faden vor ein paar Jahren wieder aufgegriffen. Das bedeutet aber nicht, dass ich beispielsweise im Hotel nicht frühstücke. Es gibt Ausnahmen. Und das ist völlig in Ordnung.
Geschafft!
Am 18. Februar 2022 hatte ich mein Ziel erreicht: 33 Kilo weniger. Das fühlt sich klasse an. Und es ist obendrein sehr viel gesünder. Super Blutwerte, viel weniger Medikamente, deutlich mehr Kondition und vor allem viel mehr Bewegungsfreude. Ich wandere viel und ausdauernd und bin kürzlich im Urlaub mehrfach um 7 Uhr morgens aufgestanden, um – ja, um was zu tun? Um im Fitnessraum auf dem Stepper und beim Spinning schon mal ein paar Kalorien zu verbrennen. Das alles hat meine Lebensqualität so sehr verbessert, dass ich euch nur Mut machen kann: Das kann wirklich jede und jeder schaffen!
Gewicht halten
Mein neues Ziel ist es nun, mein Gewicht zu halten. Dazu mache ich einfach weiter mit meinen zwei 500er-Tagen. Sollte ich weiter abnehmen, werde ich auf einen 500er-Tag reduzieren. Ganz möchte ich auf das Fasten aber nicht verzichten, weil ich auf den Detox-Effekt spekuliere. Zudem bin ich überzeugt, dass der Mensch ist, was er isst. Ich bin überzeugt, dass das auch auf der mentalen Ebene gilt. Zumindest fühlt sich mein Leben viel positiver, spannender, toller, fitter, bunter, lebendiger und ja, auch glücklicher und zufriedener an.