Produziert für: Franken-Magazin 03/2010
„Du hast meine Frau entführt – gib Sie wieder her!“ – „Ich hab‘ meine Mama verloren, ich weiß nicht mehr weiter.“ In Frankens Metropolregion spielen sich Dramen ab, die hier niemand vermutet. Menschen verschwinden, werden gesucht und hoffentlich auch wiedergefunden. Aufregende Geschichten erschüttern die Passanten. Angefangen hat das alles in der fernen Hauptstadt, in Berlin. Dort hatte Ronald Smutny gesehen, wie auf der Straße Theater gespielt wurde. Die Straße war kurzerhand gesperrt worden. Das ginge natürlich auch in Franken. Doch mit dem Ersten Nürnberger Ladentheater hat Smutny seine Idee nicht nur nach Franken importiert, sondern auch weiterentwickelt zu einer durchgängigen Geschichte, deren Plot sich von Laden zu Laden weiterentwickelt. Damit wurde die Idee zumindest ansatzweise auch unter Dach und Fach gebracht.
Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn innerhalb von sechs Wochen kam 2008 das erste Stück, „Der Goldschatz von Steinbühl“, in die Läden. Dort, wo sonst eingekauft und bürgerlicher Handel betrieben wird, inszeniert das Ladentheater seine Stücke. „Den Goldschatz von Steinbühl“ nach einer Story von Tommi Linz in der Nürnberger Südstadt, „Lilly und Herr Wolf“ in St. Sebald und „Höchste Eisenbahn!“ grenzüberschreitend rund ums Fürther Rathaus. „Aus der ersten Inszenierung hat sich ein Ensemble entwickelt. Schnell war klar, dass wir weitermachen wollten“, sagt Stephan Ignaz, der sich heute als künstlerischer Leiter um die Geschicke des Projekts kümmert.
Schon beim zweiten Stück war man nicht nur ausverkauft, sondern hatte sogar schon Publikum aus dem fernen Ingolstadt angelockt. „Natürlich durften die Ingolstädter auch ohne Reservierung dabei sein und Lilly bei der Suche nach ihrer Mutter untersützen“, schmunzelt Dagmar Bittner, die beim Ladentheater nicht nur ihrer Leidenschaft fürs Theater frönt, sondern sich auch um die Finanzen und gemeinsam mit Stephan Ignaz und Florian Sußner um die Texte kümmert. Zumindest um die Basis der Texte, denn wenn der verzweifelte Ehemann sich an das Publikum wendet, ist mit spontanen Antworten zu rechnen: „Wollen Sie mir helfen, meine Frau wiederzufinden?“ Niemand muss, aber jeder und jede darf mitmachen. Und wenn dann am Ende gleich zwei statt einem Zuschauer für ein Ablenkungsmanöver in Ohnmacht fallen, tut das der Freude am Theater bestimmt keinen Abbruch.
Ein schöner Nebeneffekt ist für die Schauspieler, dass sie in den Stadtvierteln versteckte Winkel kennenlernen, die sonst kaum einer kennt. Dagmar Bittner: „In der Nürnberger Weißgerbergasse haben wir in einem Hinterhof gespielt, der mit seiner Pferdetränke, rankendem Wein, blühenden Rosen und Bienengesumm so idyllisch war, dass wir dort einfach eine gute Fee auftreten lassen mussten.“ Die Künstler haben keine Scheu, auch die Kulisse mit einzubinden in ihre Stücke. Oder historische Ereignisse wie das 175-jährige Eisenbahnjubiläum, um das sich in Fürth eine Zeitreise rankte. Berührungsängste kennen sie keine. „Wir glauben daran“, sagt Florian Sußner, „dass …
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