Produziert für: Franken-Magazin 04/2008
„Es ging nicht so ganz geschmeidig los“, sagt Johannes Häfner trocken, „aber es ging auch nicht so ganz geschmeidig weiter.“ Mal war’s die Muttermilch, die ihm nicht mundete, mal ging’s in der Schule nicht so glatt. Aber bunt war es immer. Und spannend. Johannes Häfner ist immer ein sehr politischer Mensch gewesen. Irgendwann kam dann eine Ausbildung zum EDV-Kaufmann.
Der geregelte Job also, der für viele das kreative Aus bedeutet? Nein. Johannes Häfner nutzte das neue Wissen auf seine Weise und entwickelte sich zum Pionier der Computergrafik. Bilderbücher entstehen, deren Objekte sich schrittweise verändern. „Wenn ein Bild entfernt wird, fehlt es in der Reihe.“ Computermaus, Bildschirm und Drucker werden zum Handwerkszeug des Künstlers, der mit seinem Bruder Guido den ICHverlag Häfner & Häfner gründet. War das erste Bilderbuch von Johannes Häfner noch abstrakt, nahm er sich die Freiheit, das zweite figürlich zu gestalten: „Ich integriere beide Strömungen in meine Kunst. Als Künstler erfindet man ja nichts Neues, man kombiniert ja nur neu, was man vorfindet.“
Und Johannes Häfner findet vieles. Etwa ETA Hoffmann und dessen Figur, den geheimen Rat Knarrpanti, der im Meister Floh den Protagonisten Peregrinus Tyß ganz ohne Verbrechen der Tat überführt. Es kann kein Zufall sein, dass just zu der Zeit, in der die Republik die Vorratsdatenspeicherung diskutiert, der Knarrpanti-Zyklus entsteht, in dem Kopf und Gedanken sinnbildlich zur Zielscheibe werden. Die Würdigung des kritischen Geistes ETA Hoffmanns könnte programmatisch scheinen, würde Johannes Häfner in seinem Leben ein festgeschriebenes Muster zulassen.
Das tut er aber nicht. Vielmehr machte Johannes Häfner eine Zeitreise in Richtung Handpressendruck. So entstehen nicht nur eindringlich eigenständige Grafiken im Linolschnitt, sondern auch bibliophile Bücher. Seit 2003 ist Johannes Häfner regelmäßig auf der Frankfurter Buchmesse vertreten, wo er teilweise sogar direkt an Ort und Stelle das jährlich offizielle Frankfurter Buchmessen Buch druckt. Mit Originalgrafiken ausgestattet, erschienen in den letzten fünf Jahren Gedichte von Ingo Cesaro.
In der Buchdruckerei des ICHverlages findet alljährlich das Nürnberger Handpressen Treffen statt, auf dem Freunde und Künstler ihrer Leidenschaft frönen. Handwerklich, heimelig und irgendwie Vertrauen einflößend wirken die Pressen und die unzählbaren Setzkästen mit alten Bleisatz- und Holzplakatschriften. Die Zeitrechnung des Drucks scheint hier still zu stehen. Besonders im Winter. Denn vier Monate kann in den Räumen nicht gedruckt werden: „Dann ist es zu kalt, die Farbe wäre nicht geschmeidig genug.“
Inzwischen hat sich aus der Zeitreise eine Reise in einen anderen Kulturkreis entwickelt. So war Johannes Häfner in diesem Jahr auf der Buchmesse Abu Dhabi mit seiner Handdruckpresse auf dem Stand der Frankfurter Buchmesse vertreten. Das Ergebnis: Beeindruckende Begegnungen nicht nur mit offiziellen Vertretern des Buchmarktes, sondern auch mit Menschen, die in einer ganz anderen Welt leben. …
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