It’s Teatime

Produziert für: MARKT UND MITTELSTAND 01/2006

Mit einem zarten Klacken fällt der Kandis in die Teetasse. Ganz leise knistert er, wenn der heiße Tee eingeschenkt wird. Langsam vermischt sich die Süße mit dem Aroma des Tees, der Duft verbreitet sich und lässt den Genuss schon erahnen. An kalten Abenden gemütlich daheim sitzen, einen heißen Tee trinken und entspannen – für Teetrinker ist das der Inbegriff von Erholung und privater Atmosphäre.

Ob am Morgen oder nach einem anstrengenden Arbeitstag, auch für Franz Thiele gehört Teegenuss zum Alltag: „Tee trinkt man nicht in Hektik, Tee trinkt man in Ruhe und mit Muße. Bei einer guten Tasse Tee findet man zu sich selbst.“ Seine Liebe zum Tee begleitet den 48-Jährigen Unternehmer den ganzen Tag hindurch, denn er leitet die Thiele & Freese GmbH & Co. KG, das einzige ostfriesische Teehandelshaus, das noch als Familienbetrieb geführt wird.

Das ist keine Aufgabe, die Franz Thiele ausschließlich am Schreibtisch erledigen kann oder möchte, denn Thiele-Tee wird vom Chef selbst verkostet. In der Saison können es bis zu 500 Tassen Tee sein, deren Qualität bewertet werden muss. Die Teeverkostung ist eine Wissenschaft für sich, denn die Lage des Anbaugebietes, die Beschaffenheit des Bodens, das Klima und die Bearbeitung der Tees auf den Plantagen sind Faktoren, die die Qualität des Tees beeinflussen. „Das ist ähnlich wie beim Wein, nur noch ein wenig anspruchsvoller, denn beim Wein wird nur die Qualität eines Jahrgangs beurteilt. Beim Tee, der das ganze Jahr hindurch geerntet wird, kommt hinzu, dass auch der Zeitpunkt der Ernte das Produkt beeinflusst.“

Echter Ostfriesentee wird nur von in Ostfriesland ansässigen Traditionsfirmen gemischt. Zu rund 80 Prozent besteht er aus Assam-Tee, der zwischen Mai und Juni geerntet wird, wenn die Teepflanzen ihren Erntehöhepunkt erreicht haben und der zweite Austrieb gepflückt wird. Assam ist das größte zusammenhängende Tee-Anbaugebiet und liegt im Nordosten Indiens. Assam-Tees sind sehr ergiebig und haben ein volles Aroma. Doch Assam-Tee ist nur ein Bestandteil des echten Ostfriesentees, für den bis zu dreißig verschiedene Komponenten gemischt werden. Teetrinker erwarten von ihrer gewohnten Teesorte eine gleich bleibende Qualität, die nur gewährleistet werden kann, wenn das Naturprodukt Tee durch professionelle Sortenwahl, das richtige Mischverhältnis und eine ständige Qualitätskontrollen zu einem beständigen Produkt veredelt wird.

Doch Tee ist für Franz Thiele weitaus mehr als eine Handelsware. „Die Liebe zum Tee ist unverzichtbar, wenn man das Faszinosum Tee wirklich erfassen möchte“, sagt er. Wie in Ostfriesland üblich, ist Teetrinken auch für ihn ein Ritual. Schon die Zubereitung des echten Ostfriesentees unterliegt bestimmten Regeln. Das fängt schon bei der Kanne an, die aus Porzellan sein sollte und nicht mit scharfen Reinigungsmitteln gereinigt werden darf. Sie wird erst einmal angewärmt, bevor pro Tasse ein gehäufter Teelöffel Ostfriesentee eingefüllt wird. Dann wird kochendes Wasser aufgegossen, aber nur so viel, dass die Teeblätter bedeckt sind. Jetzt stellt man die Kanne auf ein Stövchen und lässt den Tee fünf Minuten ziehen. Erst danach wird die Kanne ganz mit kochendem Wasser gefüllt. …

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