Produziert für: Stuttgarter Zeitung 26/04/2008
Bogenschützen können es meist gar nicht erwarten, dass sie endlich hinaus kommen und unter freiem Himmel schießen dürfen. Da sind sie ungeduldig wie kleine Kinder am Heiligabend. Und es ist tatsächlich ein tolles Gefühl, wenn die Scheiben im Grünen stehen und der Bogen endlich wieder unter blauem Himmel gespannt wird. Der Pfeil fliegt, der Schütze verharrt einen Moment fast regungslos, dann setzt er den Bogen ab. Die Anspannung weicht und der Schütze horcht noch einen kleinen Moment in sich hinein.
„Beim Bogenschießen kann man sich wunderbar entspannen, Körper und Geist intensiv spüren“, sagt Trainer Jürgen Rögner, „und Bogenschießen ist wirklich ein Sport, den jeder erlernen kann.“ Dabei geht es vor allem darum, jeden Schuss immer gleich durchzuführen. Das erfordert volle Konzentration. Kein Wunder also, dass die Schützen Arbeit und Stress weit hinter sich lassen. „Sogar für Kinder ist das Bogenschießen ein hervorragender Ausgleich zum Schulalltag.“ Dass gerade die Kids mit ihren Bögen, die übrigens nicht zu den Waffen zählen, sondern Sportgeräte sind, äußerst diszipliniert umgehen, ist oft sehr beeindruckend.
Wenn der Schütze sich an die Schusslinie stellt und sein Ziel anvisiert, die goldene Mitte der Scheibenauflage, dann bleibt die Umwelt draußen. Konzentration ist wichtig, damit der im Training erlernte Schussablauf auf die immer gleiche Weise durchgeführt wird. Weil dieser Ablauf recht komplex ist, sich aber in viele einzelne Phasen zerlegen lässt, ist die Teillehrmethode für Anfänger optimal: Der gesamte Bewegungsablauf wird in einzelne Schritte gegliedert, die der Anfänger nacheinander und ganz exakt lernt. So wird erreicht, dass die Bewegungsabläufe von Anfang an möglichst korrekt und gleichmäßig ausgeführt werden.
Michèle van der Voorn ist eine erfahrene Schützin: „Bei einem guten Schuss weiß man schon beim Loslassen, dass der Pfeil drin ist.“ Konzentriert und entspannt zugleich schießt sie einen Pfeil nach dem anderen. „Es ist ein Gefühl von Perfektion, wenn der Bogen nach einem guten Schuss nach vorn kippt.“ Perfektion? Ist das nicht anstrengend? „Das Streben nach Perfektion ist nicht anstrengend, wenn es um ein selbst gesetztes Ziel geht“, konstatiert Michèle van der Voorn. Und wenn der Schuss nicht perfekt war? „Erst analysieren, dann abhaken, weitermachen und beim nächsten Schuss auf das Element achten, das nicht perfekt war.“
Die Technik ist wichtig. Alle Bewegungen greifen ineinander und sollen mit möglichst geringem Aufwand ausgeführt werden. Das spart Kraft. Wer einmal versucht hat, einen Bogen zu spannen, bekommt schnell eine Vorstellung davon, wie wichtig das ist. Das Zuggewicht, also die Kraft, die beim Spannen des Bogens aufgebracht werden muss, wird wie die gesamte Ausrüstung auf die Körpermaße und die Körperkraft des einzelnen Schützen abgestimmt. So muss sich niemand überfordern.
Die Mehrheit der Bogenschützen schießt Recurvebögen. Dieser Bogen besteht aus einem Griffstück und Wurfarmen. Das Griffstück ist der Mittelteil, an den oben und unten die Wurfarme angebracht werden. Je nach Kraft des Schützen gibt es Wurfarme in unterschiedlicher Stärke…
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